- Die Crypto International AG in Steinhausen (ZG) entlässt praktisch alle Angestellten. Betroffen sind über 80 Personen, vor allem Spezialisten im Bereich Cyber Security.
- Das Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zug bestätigte der «Neuen Zürcher Zeitung» die bevorstehende Massenentlassung.
- Grund der Entlassungen ist ein Beschluss des Bundesrats, der Crypto International AG keine Ausfuhrbewilligungen zu erteilen, was den Betrieb des Unternehmens vollständig blockiert.
Das Unternehmen habe volle Auftragsbücher, dürfe aber keine Geräte und Applikationen mehr ins Ausland liefern, sagte Verwaltungsratspräsident Andreas Linde der «NZZ». Darum müsse die Crypto International AG in Steinhausen (ZG) jetzt alle Angestellten entlassen. Betroffen seien 83 Personen, vor allem Spezialisten im Bereich Cyber Security.
Massenentlassungen müssen dem kantonalen Arbeitsamt gemeldet werden, was das Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zug denn auch bestätigt hat.
Bundesanwaltschaft untersucht
Hintergrund des Exportverbots ist die Ermächtigung der Bundesanwaltschaft (BA) durch den Bundesrat vom 19. Juni, in der Crypto-Affäre zu ermitteln, wie das Eidgenössische Justiz- und Polizei-Departement (EJPD) vor einer Woche bestätigte.
Die BA ermittelt aber nicht wegen Spionage mithilfe von manipulierten Verschlüsselungsgeräten, sondern untersucht mögliche Verstösse gegen Exportbestimmungen. Untersucht würden laut dem EJPD sowohl die ehemalige Crypto AG als auch «deren Nachfolgegesellschaften» (darunter die Crypto International AG).
Für die BA besteht der Verdacht, dass bei Exportgesuchen falsche oder unvollständige Angaben gemacht worden sind und Exporte ohne entsprechende Bewilligung erfolgt sind.
Anzeige des Seco gegen unbekannt
Ausgelöst hatte das Verfahren das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), das für Exportbewilligungen zuständig ist. Nachdem die «Rundschau» im Februar die Aktivitäten des deutschen Bundesnachrichtendienstes (BND) und des US-Auslandsgeheimdienstes CIA enthüllt hatte, erstattete das Seco Anzeige gegen unbekannt.
Bereits im Dezember 2019 hatte Wirtschaftsminister Guy Parmelin die Generalausfuhrbewilligung für die Crypto International AG sistiert. Nun blockiert der Bundesrat auch sämtliche hängigen Einzelausfuhrgesuche bis die laufenden Strafuntersuchungen abgeschlossen sind.
Kaum mehr Hardware, dafür Know-how
Die Massenentlassung sei darum «unvermeidlich» geworden, sagt Andreas Linde der «NZZ». Es sei nicht möglich gewesen, die Schweizer Behörden davon zu überzeugen, dass das Nachfolgeunternehmen Crypto International AG nichts mit der früheren Crypto AG zu tun hatte.
Die heutige Crypto International AG sei «eine völlig andere Firma», so Linde. Man biete heute umfassende Sicherheitslösungen für Cyber Security an, etwa den Schutz vor Hackerangriffen und kaum mehr Verschlüsselungs-Hardware wie Chiffriergeräte.